7 Tipps für den leichteren Einstieg in das Hobby Living History
Vor 18 Jahren habe ich mit diesem schönen Hobby nach dem Besuch eines Mittelaltermarktes angefangen. Ich wusste nach 10 Minuten Umherlaufen und in die Lager schauen, dass das mein neues Hobby sein soll. Doch wie fängt man an?
Geht es Dir genau so?
Dann habe ich hier ein paar Tipps für Dich, die Dir den Einstieg erleichtern.
1. Überlege Dir, welche Darstellung Du machen möchtest.
Keltisch, römisch, merowinger-, karolinger-, wikingerzeitlich, normannisch, slawisch? Es gibt so viele Möglichkeiten.
2. Warum gerade diese Darstellung? Was spricht dafür, was dagegen?
Bevor Du Dich entscheidest, überlege Dir, was für oder gegen eine Darstellung spricht. Möchtest Du ein "Wikinger", eine "Wikingerin" sein, weil es alle machen, und die Kleidung gut aussieht? Oder hast Du vielleicht einen familiären Bezug dazu, lebst in einer Region, in der die "Wikinger" damals unterwegs waren?
Wohnst Du dort, wo früher die Westslawen gesiedelt haben? Wunderbar, recherchiere doch mal in diese Richtung.
Wurden im Wohnort Deiner Großeltern unzählige keltische Funde bei Bodenarbeiten entdeckt? Perfekt, eine Keltendarstellung liegt damit doch ganz nah.
Nur ein paar Kilometer von Deinem Wohnort gibt es eine römische Ausgrabung? Schau doch mal, ob Du Informationen über die Fundstücke findest.
3. Finde eine Zeitspanne und eine Region
"Ich stelle einen Römer zwischen 50 v. Chr. und 250 n. Chr. dar"
So bitte nicht!
Römer allein ist schon viel zu allgemein. Grenze es ein, auf eine Region, eine Stadt. Die Zeitspanne ist auch viel zu groß. Sowohl in der Kleidung, als auch in der militärischen Ausstattung, gab es so viele Veränderungen, dass man sie gar nicht glaubhaft an einer Person tragen kann. Grenze auch hier ein.
So könntes es sich dann anhören:
"Ich stelle einen römischen Legionär dar, der im 2. Jahrhundert nach Chr. am obergermanisch-rätischen Limes, im Kastell Abusina stationiert war"
Viel besser, oder?
4. Recherchiere gründlich
Jetzt weißt Du, was und wer Du sein möchtest, und wo diese Darstellung angesiedelt ist. Ab sofort beginnt die Recherche. Gibt es Museen in dieser Region? Besuche sie! Gibt es Literatur zum Thema? Lies sie! Findet sich in einem Buch keine passende Information, gibt es in den Quellenangaben weitere Literatur, die Dich näher zum Ziel führen. Je genauer Du recherchierst, um so besser wird Deine Darstellung sein.
Welche Stoffe wurden getragen, wie und womit wurden sie gefärbt? Wie sahen die Schnitte der Kleidung aus und wie heißen die einzelnen Kleidungsstücke? Tunika, Focale, Paenula, Udones usw. Und vergiss nicht die Alltagsgegenstände. Erst die kleinen Dinge wie Handwerkszeug, Geschirr usw. runden alles erst stimmig ab. Die richtige Ernährung nicht zu vergessen.
5. Tausche Dich mit anderen aus - Hab keine Angst!
Wenn Du noch keinen Anschluss an eine Gruppe gefunden hast, tausche Dich über die Sozialen Medien aus. Stell Deine Fragen und hab keine Angst vor den Antworten. Hast Du Dir z.B. ein merowingerzeitliches Grab ausgesucht, dass Du rekonstruieren möchtest und bist Dir über die Anordnung einzelner Nieten und deren Funktion nicht im Klaren, können Dir mehrere Meinungen helfen, eine Lösung zu finden (Achte aber immer auf das Copyright) In der Regel sind die Antworten auch freundlich und wohlwollend, solange man nicht wissen will, wie man ein Schulterfell und Unterarmschoner aus Leder zu einer Wikingerdarstellung kombinieren kann ;-) Und ganz wichtig. Nimm Aussagen nicht einfach als gegeben hin. Überprüfe alles und mache Dir Dein eigenes Bild.
6. Kontaktiere Handwerker
Wenn Du handwerklich geschickt bist, ist das für dieses Hobby von großem Vorteil, aber es gibt mittlerweile so viele wunderbare und talentierte Handwerker, dass Du nicht alles können musst, um eine gute Darstellung zu erreichen.
Zuerst kommt die Kleidung, dann das Schwert! Was nützt es einem slawischen Kämpfer, wenn er nackt auf dem Schlachtfeld steht, nur mit einem Schwert in der Hand? Oder einem Bogenschützen, mit nichts bekleidet, außer seinem Köcher und dem Bogen? Und die Dänin trägt nur Glasperlen und vergoldete Fibeln?
Woll- und Leinenstoffe für die Bekleidung
bekommst Du über´s Internet oder bei den Händlern auf
Mittelaltermärkten. (Achte aber darauf, dass kein Polyester beigemischt
ist!) Wenn Du mit den Schnitten nicht weiter weißt, lass Dich von erfahrenen Nähern und Näherinnen beraten. Wenn Du nicht nähen kannst, fertigen sie die Kleidung für Dich an.
Möchtest Du mit Deiner Ausstattung Museumsqualität erreichen, brauchst Du Repliken von original
Fundstücken. Schuhe, Schmuck (Fibeln, Glasperlen, Gürtelbeschläge),
Keramik, Messer, uvm. Bei Veranstaltungen triffst Du auch die unterschiedlichsten
Handwerker. Zeig ihnen die Kopie von einem Originalfund - viele können
ihn nacharbeiten.
7. Stück für Stück
Du brauchst nicht alles auf einmal. Geh es langsam an. Stück für Stück. Vielleicht fängst Du mit einer einfachen Darstellung an,. Farblose oder naturbraune Kleidung ohne Schmuck, als Kämpfer nur mit einem Stock oder Speer. Bunte Farben, Silberfibeln, edle Stoffe, Kettenhemd und Schwert kommen dann mit der Zeit. Versprochen :-)
Ich hoffe, dieser kleine Leitfaden erleichtert Dir den Einstieg in ein wunderbares Hobby Wenn Du Fragen zur Kleidung oder den anderen Punkten hast, schreib mir gerne eine Nachricht über das Kontaktformular. Und jetzt wünsche ich Dir viel Vergnügen bei der Recherche.